Neumünster (em) „Die Arbeitgeber des Gastgewerbes bekommen vom Staat Hilfen in Milliardenhöhe, entziehen sich aber ihrer sozialen Verantwortung und lassen ihre Beschäftigten im Regen stehen.“

Finn Petersen, stellvertretender Landesbezirksvorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Landesbezirk Nord, erhebt Vorwürfe gegen den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA in Schleswig-Holstein, weil der derzeit großen Vorbehalte hat, angesichts der Coronavirus-Pandemie einen Tarifvertrag über Kurzarbeit mit der NGG in Schleswig-Holstein abzuschließen. Der DEHOGA fordere und bekomme angesichts der dramatischen Auswirkungen der Coronvirus- Pandemie auf das Gastgewerbe, die es unbestritten gibt, vom Staat umfassende Unterstützung zur Rettung der Unternehmen in Höhe von Milliarden Euro.

Das Angebot der Gewerkschaft NGG von dieser Woche, einen landesweiten Tarifvertrag zur Kurzarbeit mit der Aufstockung des Kurzarbeitergeldes und einem Kündigungsschutz hat der Landesverband am 26. März abgelehnt. Dass der Abschluss eines Tarifvertrages in der Gastronomie möglich ist, hat der andere große Arbeitgeberverband der Branche, der Bundesverband der Systemgastronomie (BdS), der Unternehmen wie McDonald’s, Burger King, NORDSEE, Starbucks oder Pizza Hut vertritt, unter Beweis gestellt.

Mit ihm hat die NGG in der letzten Woche einen Tarifvertrag zur Kurzarbeit mit Aufstockung auf 90 Prozent des Nettogehaltes und Kündigungsschutz von zwei Monaten nach der Kurzarbeit abgeschlossen. „Die Beschäftigten der Gastronomie brauchen jetzt einen Schutzschirm und dürfen nicht im Coronaregen stehen gelassen werden. Wer im Service einer Gaststätte, am Empfang oder in der Küche eines Hotels nur knapp über dem Mindestlohn verdient, kommt mit 60 Prozent Kurzarbeitergeld nicht über die Runden. Der wird seine Miete nicht zahlen und seine Familie davon nicht ernähren können“, befürchtet Petersen.

Seit Jahren arbeiteten die Beschäftigten des Hotel- und Gaststättengewerbes aufgrund des Fachkräftemangels und chronischer Unterbesetzung am Limit und leisteten Überstunden, die oft nicht bezahlt wurden. „Wenn die Arbeitgeber jetzt ihre Fachkräfte auf die Straße setzen anstatt sie mit Kurzarbeit und Aufstockung des Kurzarbeitergeldes zu halten und diese schwierige Zeit damit zu überbrücken, wird es nach der Krise ein böses Erwachen geben“, ist sich Finn Petersen sicher.