Neumünster (em) Die Corona-Krise belastet die Wirtschaft in Schleswig-Holstein spürbar und betrifft mittlerweile fast jedes Unternehmen unabhängig von der Branche. Neun von zehn der befragten Unternehmen (87 Prozent) geben an, dass die Krise bereits negative Auswirkungen auf ihr Geschäft hat.

Das geht aus der zweiten Blitzumfrage der IHK Schleswig-Holstein unter ihren Mitgliedsbetrieben hervor. Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) vermeldet den kompletten Stillstand der Geschäftstätigkeit. 2.269 Unternehmen beteiligten sich an dieser Umfrage und gaben ihre Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise ab. In der Befragung Anfang März waren es noch vier von zehn Betrieben (39 Prozent), die Auswirkungen auf ihre Geschäftslage spürten.

„Es zeigt sich, dass sich die Lage bei den schleswig-holsteinischen Unternehmen in den vergangenen Wochen extrem verschärft hat und schnelle Hilfe dringend erforderlich ist“, fasst Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein, die Ergebnisse zusammen. Vor keiner Branche macht die Krise halt, nahezu alle Unternehmen spüren die Folgen. Besonders betroffen von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind das Gastgewerbe und die Reisebranche.

Hier kämpfen fast alle Betriebe um ihre Existenz. Außerdem trifft es die personenbezogenen Dienstleistungen und den Einzelhandel mit besonderer Härte. „Die Überbrückungskredite des Landes sichern vor allem Betrieben aus der Gastronomie und Hotellerie das Überleben. Der Einzelhandel leidet aber ebenso unter den verordneten Schließungen“, sagt Kühn. Auch in allen anderen Branchen erwarten rund 90 Prozent der Unternehmen negative Auswirkungen. Fast alle Teilnehmer der Umfrage gehen von einem Umsatzrückgang für 2020 aus.

„Unsere Mitgliedsbetriebe fürchten durch das Ausbleiben von Geschäften und das Abreißen von Lieferketten dramatische Auswirkungen bis hin zu einer tiefen wirtschaftlichen Krise“, macht die IHK-Präsidentin deutlich. Rund ein Drittel (31 Prozent) erwartet sogar beträchtliche Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent. Die Betriebe passen ihre Beschäftigungspläne an die Krisensituation an: 36 Prozent gaben an, dass sie Personal abbauen müssen. Besonders wirkt sich die Situation auf die Auftragslage aus: Sechs von zehn Umfrageteilnehmern verzeichnen eine rückläufige Nachfrage bei Produkten und Dienstleistungen.

Aber auch die Stornierung von Aufträgen und Liquiditätsengpässe machen ihnen zu schaffen. 46 Prozent vermelden sogar den kompletten Stillstand ihrer geschäftlichen Tätigkeiten. Kühn: „Ohne Hilfe können die Unternehmen diese Situation nicht lange überstehen. Die richtigen Instrumente müssen jetzt sofort zur Wirkung gebracht werden.“ Als besonders wirksam bewerten die Unternehmen Soforthilfen in Form von Zuschüssen: 74 Prozent halten dies für ein sehr relevantes Mittel zur Unterstützung.

Aber auch das Kurzarbeitergeld sowie Steuerstundungen oder die Herabsetzung von Vorauszahlungen halten sie für wichtige Hilfen. Vor allem hier sehen die Betriebe Nachbesserungsbedarf: 69 Prozent sind der Meinung, dass die Zuschüsse aufgestockt werden müssten, rund 40 Prozent sehen Verbesserungsbedarf bei steuerlichen Unterstützungen wie der Unternehmenssteuersenkung und den Steuerstundungen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) stehe auf Grundlage der Umfrageergebnisse der IHKs in Deutschland im engen Austausch mit dem Wirtschaftsministerium und dem Bundeskanzleramt, so Kühn.

„Die Politik hat in den vergangenen Wochen geliefert, die Hilfspakete auf Bundes- und Landesebene stehen. Wie wirksam sie wirklich sind und an welchen Stellschrauben wir noch zu drehen haben, wird sich allerdings erst in den kommenden Tagen zeigen“, sagt die IHK-Präsidentin.