Neumünster (em) Den sterbenden Menschen und seine Wünsche in den Mittelpunkt rücken, den Austausch suchen und selbstbestimmt den Abschied gestalten so lässt sich das Ziel vom Palliativnetz der Diakonie Altholstein und dem Verein Eierstockkrebs Deutschland mit dem erstmalig im Herbst stattfindenden Workshop „Wie geht sterben?“ beschreiben.
Ein wichtiger Bestandteil dabei ist ein Abschiedsknigge und die selbst zu gestaltende Lebens-und Informationsbox. Letztere fand nun Anklang im Unterricht der angehenden Pflegeassistenten und assistentinnen in der Elly-Heuss-Knapp-Schule und so wurde fleißig gebastelt und über das Thema gesprochen.
„Wer sich selbst mit dem Thema auseinandersetzt, kann Sterbende empathischer begleiten und lange stabil seinen Beruf ausüben“, sagt Katharina Wittkugel-Fierencielli, Klassenlehrerin der 17b in der Berufsfachschule Sozialwesen. Und so entstand schon beim Basteln und später in gemeinsamer Runde mit den Initiatorinnen Katharina Kuhlmann-Becker, Fachbereichsleitung Palliativversorgung bei der Diakonie Altholstein und Andrea Krull, Vorsitzende und Gründerin des Vereins Eierstockkrebs Deutschland, ein sehr persönlicher Austausch. Dafür sorgten die Erzählungen und Erfahrungen der Expertinnen, aber ganz besonders auch die Gedanken der Klasse über Sterben und ihre Geschichten zu den Inhalten der Box. Diese wurden mit kleinen Kuscheltieren, gemeinsamen Bildern, Audioaufzeichnungen und kleinen Texten einfach Sachen, die einem wichtig sind oder die an die Liebsten gerichtet sind gefüllt.
„Die Box ist ein schönes Transportmittel, um über Sterben und Tod ins Gespräch zu kommen, aber auch um sich damit auseinander zu setzen und das Thema selbstbestimmend in die Hand zu nehmen“, merkte Andrea Krull an. Beim Stichwort Selbstbestimmtheit setzt auch der dazugehörige Abschiedsknigge an: ein weiterer Baustein, um Betroffenen mit der Diagnose Krebs oder einer anderen lebensbegrenzenden Erkrankung, die Angst vor Schmerzen, Leid und dem Sterben zu nehmen. „In diesem Büchlein finden die Teilnehmer alles rund das Abschiednehmen; von A wie „Achtsamkeit“ über L wie „Letzte Wünsche“ bis hin zu V wie Versorgungsvollmachten“, erklärt Katharina Kuhlmann-Becker. „Mit Informationen Ängste und Sorgen abbauen und einen ehrlichen Austausch ermöglichen der Knigge befähigt den Betroffenen wie auch den Angehörigen handlungsfähig zu sein, wenn der Fall eintritt, während die Box hilft Dinge zu verstehen, gemeinsam Abschied zu nehmen und trotzdem die Erinnerung zu wahren.“ Eine schöne und wichtige Kombination für den letzten Weg.
Daher gibt es neben Lebens-und Informationsbox sowie Abschiedsknigge, im Workshop „Wie geht sterben?“ am 5. Oktober 2019 im Neumünsteraner Mehrgenerationenhaus Volkshaus der Diakonie Altholstein, weitere Informationen von Palliativexperten rund um die Themen Sterben und Tod, sowie Versorgungsmöglichkeiten und -regelungen.
Foto: (v.l.n.r.) Katharina Kuhlmann-Becker, Fachbereichsleitung Palliativversorgung bei der Diakonie Altholstein, Brita Jung und Andrea Krull vom Verein Eierstockkrebs Deutschland sowie Katharina Wittkugel-Fierencielli, Lehrerin an der Elly-Heuss-Knapp-Schule in Neumünster.